
„Was ist für Dich links?“ wollte Moderatorin Miriam Schmidt, SPD-Stadtverordnete aus Bonn, vom ehemaligen Vizekanzler und SPD-Parteichef wissen. „Keiner Herr und keiner Knecht, das ist das Leitbild linker und guter Politik.“, erwiderte Müntefering. „Deshalb ist Zugang zu guter Bildung ein ursozialdemokratisches Thema“, ergänzte Folke große Deters. „Nur mit guter Bildung sind Menschen fähig, ihre Meinung zu sagen und wenn nötig, auch mal aufzumucken. Deshalb kämpfen wir als Sozialdemokraten für gebührenfreie Bildung von der KiTa bis zur Uni.“
„Mir ist das sehr sympathisch“, stimmte Müntefering zu. „Wir werden den demographischen Wandel nur meistern, wenn wir in die Köpfe unserer Leute investieren. Aber Bildung ist keine abgeleitete Größe ökonomischer Zwänge, sondern ein Menschenrecht, das jeder und jedem zusteht.“
Unterschiedliche Auffassungen im Detail zwischen den zwei sozialdemokratischen Politikern unterschiedlicher Generationen gab es beim kontroversen Thema „Agenda 2010“, das Moderatorin Miriam Schmidt bewusst nicht aussparen wollte. Folke große Deters fand die Zusammenlegung von Arbeitslosenhilfe und Sozialhilfe „im Grundsatz richtig.“ Er vermisste aber bei einigen Maßnahmen die „soziale Balance“ und kritisierte zum Beispiel, dass nicht gleichzeitig mit „Hartz IV“ auch der Mindestlohn eingeführt wurde. „Das wollten damals selbst viele Gewerkschaften nicht“, erwiderte Müntefering. „Die taten sich schwer mit der Erkenntnis, dass sie in vielen Branchen nicht mehr aus eigener Kraft für angemessene Löhne sorgen konnten. Später haben wir Frau Merkel in der großen Koalition ja einiges abgetrotzt, aber leider konnten wir nur Mindestlöhne in einigen Branchen durchsetzen.“
Große Einigkeit bestand bei beiden Politikern wieder in der Forderung nach einem handlungsfähigen Staat, der nicht durch weitere Steuergeschenke für Klientelgruppen geschwächt werden dürfe. „Wir müssen KiTa-Plätze statt Übernachtungsplätze finanzieren“, brachte Folke große Deters die Kritik an Schwarz-Gelb auf den Punkt.
Zum Schluss wurde dann doch noch einmal direkt Bezug auf den Landtagswahlkampf genommen. Franz Müntefering unterstrich die bundespolitische Bedeutung der Wahl: „Wenn Schwarz-Gelb in NRW abgelöst wird, verlieren die auch die Mehrheit im Bundesrat und können nicht mehr durchregieren. Dann können wir die schlimmsten sozialen Grausamkeiten verhindern“, so der ehemalige Vizekanzler. In seinem Schlusswort rief er zur Wahl von Folke große Deters auf, in dem er eines seiner berühmtesten Aussprüche leicht abwandelte: „Folke gut, SPD auch, Glück auf!“