Landgraben-Anwohner machen Druck

„Unser Erschrecken war groß, als wir gesehen haben, dass hier eine zusätzliche Straße geplant ist“, sagte Wolfgang Schulz, Sprecher der Landgraben-Initiative. Am Dienstagabend hatte die Gruppe Kommunalpolitiker aller Parteien eingeladen, um ihrem Unmut Luft zu machen und den Entscheidungsträgern vor Ort ihre Sorgen und Ängste verständlich zu machen.
„Wir hatten geglaubt, dass unsere Probleme bekannt seien“, so Schulz. Denn schon seit langem klagen die Anwohner des Landgrabens über die starke Verkehrsbelastung (der General-Anzeiger berichtete). Egal, ob es um den Ausbau der „Lohhecke“, die Sperrung der Pelzstraße oder den Baustellenverkehr des Neubaugebiets „Auf der Bitze“ ging – stets war ihre Straße betroffen. Hinzu kommt, dass sich nach Einschätzung der Anlieger kaum jemand an das vorgeschriebene Tempo 30 hält, Autofahrer gerne über den Bürgersteig fahren und schwere 40-Tonner, die zur Bitze wollten, buchstäblich Spuren in der Fahrbahn hinterlassen haben.
Darüber hinaus mussten sie feststellen, dass laut Planung eine Stichstraße vom Landgraben aus in das Baugebiet „Auf der Mierbache“ führen soll (siehe dazu auch die Grafik). In der Folge formierte sich eine Gruppe um Schulz, die vor zwei Wochen in der gemeinsamen Sitzung des Alfterer Planungs- und Sozialausschusses 91 gesammelte Unterschriften – das entspricht fast 95 Prozent der Anlieger – an Bürgermeisterin Bärbel Steinkemper übergab. Die Forderungen sind damals wie heute unmissverständlich. Die Initiative will eine „verbindliche, schriftliche Zusicherung“, nach der der Bau des neuen Kindergartens samt Familienzentrum „Auf der Mierbache“ „nicht vom Landgraben aus erfolgt“. Und: Die Stichstraße soll nicht als „Autostraße“, sondern nur als Rad- und Fußweg dienen. Bei der Ortsbesichtigung versprachen alle Politiker, dass sie keinen zusätzlichen Verkehr auf dem Landgraben wollen, sondern die Zahl der Autos verringern wollen. „Mit dem Bebauungsplan ist die konkrete Straße nicht festgelegt“, unterstrich der CDU-Fraktionsvorsitzende Barthel Schölgens. Eine Einbahnstraße sei ebenso möglich wie eine Absperrung für den Autoverkehr. Auf keinen Fall wolle man eine Öffnung der Straße, so Schölgens.
Der gemeinsame Bürgermeisterkandidat von SPD und Grünen, Wilhelm Windhuis, erinnerte die Vertreter von CDU, FDP und UWG jedoch daran, was sie mit dem Bebauungsplan beschlossen haben: „Der Bebauungsplan weist eine verkehrsberuhigte Straße aus.“ Wenn die anderen Parteien das jetzt ändern wollten, wären die Grünen und SPD gerne dabei. Allerdings sei dafür eine Änderung des Bebauungsplans notwendig, betonte Windhuis, der auch Vorsitzender des Planungsausschusses ist. „Wir haben uns für das Bebauungsgebiet Mierbache eingesetzt, um den Landgraben zu entlasten“, sagte Paul Breloh, sachkundiger Bürger [FDP), und erntete dafür Hohngelächter. Auch die CDU will den Landgraben durch die Hangstraße entlasten, für die weitere Baugebiete notwendig sind. Egbert Roggentin von den Freien Wählern, die in Alfter erstmals zur Kommunalwahl antreten, hält das für den falschen Weg. „Weniger Verkehr durch mehr Baugebiete halte ich für die Quadratur des Kreises, sagte er. Das sei nicht möglich.
Die Anwohner des Landgrabens hatten außerdem Fragen zu den Parkplätzen. Zum einen wollen sie wissen, ob auf dem Landgraben durch die Einmündung der neuen Straße Parkflächen wegfallen. Zum anderen wunderten sie sich über den ihrer Meinung nach unnötigen Parkplatz am Familienzentrum, der laut Bürgermeisterin Bärbel Steinkemper für die Anwohner von Mirbachstraße, Holz- und Möthengasse gedacht ist.