Umstritten bis zum Ende

„Das Thema Kramersbruch ist bei den Bürgern eine Herzensangelegenheit", betonte SPD-Fraktionschef Georg Steinig im Januar bei einer äußerst gut besuchten Informationsveranstaltung in Impekoven, zu der über vierzig Bürger gekommen waren. An die CDU und UWG gerichtet, wurden Vorwürfe der "Klientelpolitik" laut, zumal 2007 Bärbel Steinkemper noch betonte, das Gebiet nicht bebauen zu lassen.
Dass der Kramersbruch die Menschen bewegt, bewies auch das ungewöhnlich starke Bürgerinteresse an der Ratssitzung. Gut sechzig Zuhörer kamen, vornehmlich wegen des Kramersbruchs.
Barthel Schölgens, Vorsitzender der CDU im Rat, gab in einer Presseerklärung zu, dass das Projekt Kramersbruch bis zuletzt umstritten geblieben sei, hob jedoch hervor, dass „im Gegensatz zum bisher gültigen Rechtszustand nun 80 Prozent der Fläche im Kramersbruch als Grünfläche gesichert ist".
Schölgens betonte weiter, dass der FNP „Potential eröffnet, jedoch keinerlei Rechtsansprüche mit sich bringt."
Grünen-Politiker Wilhelm Windhuis, gemeinsamer Bürgermeisterkandidat von SPD und Grünen, betonte im Januar, dass es noch eine Möglichkeit gäbe, die Bebauung zu stoppen. Nach Verabschiedung des FNP müsse ein Bebauungsplan erstellt werden, hier gäbe es noch Spielräume. Mit ihm als Bürgermeister werde er alles unternehmen, das Bebauungsvorhaben zu kippen.
Sowohl SPD, Bündnis 90/Grüne und auch die FDP sprachen sich gegen eine Bebauung des Kramersbruchs aus.
Trotz ihrer ablehnenden Haltung zum Kramersbruch stimmte die FDP schlussendlich dem neuen FNP doch „als Ganzes zu, weil er für die Bauleitplanung der Gemeinde neue Weichen stellt", so Konrad Hobe, Fraktionsvorsitzender der Liberalen im Rat. Auch Hobe betonte, ein FNP eröffne für die Bautätigkeit lediglich Potentiale, ein Baurecht sei damit nicht begründet, auch nicht der Anspruch darauf, ausgewiesene Bauflächen durch Bebauungspläne zu nutzbarem Bauland umzufunktionieren. Hobe erinnerte daran, dass der FNP mit einem "Zeithorizont von 15 Jahren aufgestellt wurde."
Die Neuaufstellung des FNP wurde notwendig, da Alfter neben Bornheim im linksrheinischen Rhein-Sieg-Kreis als Zuzugsgemeinde gilt. In einer von der Gemeinde Alfter in Auftrag gegebenen Untersuchung wird prognostiziert, dass bis 2020 ein Einwohnerzuwachs von 6 bis 8 Prozent zu erwarten sei. Dies bedeutet nach heutigem Stand einen Zuwachs von bis 1.700 Einwohnern (derzeit zählt die Kommune rund 23.000 Einwohner). Der maximale Bedarf an Siedlungsflächen für die nächsten 15 Jahre liegt damit bezogen auf die Neubaugebiete bei knapp 450 ha. Auch der Ausbau an Gewerbeflächen liegt dem FNP zugrunde. Zum wichtigsten Gewerbegebiet soll sich das Areal Alfter-Nord entwickeln, wo etwa 32 Hektar erschlossen werden.