Das Tauziehen hat ein Ende

ALFTER-GIELSDORF. Lange zog sich die Diskussion um die Sanierung des Gielsdorfer Wasserturms hin. Nun scheint der Stein ins Rollen zu kommen. In der letzten Ratssitzung fiel der mehrheitliche Beschluss, dass die Gemeinde eine l 500 Quadratmeter große Fläche von Freiherr Karl-Theodor Geyr zu Schweppenburg neben dem Wasserturm ankaufen soll, um damit den Grundstein für einen neuen Dorfplatz zu legen. „Multifunktional" soll der Platz laut Ortsvorsteher Albert Schäfer sein. Wenn keine Festivitäten anstehen, kann das Areal als zusätzlicher Parkplatz von Friedhofsbesuchern genutzt werden.
„Verhandlungen mit dem Verkäufer haben bereits stattgefunden. Neben einem noch nicht zu nennenden Kaufpreis steht auch der Tausch von Waldstücken zur Diskussion", berichtet Schäfer. Das Ganze soll möglichst schnell geschehen, denn die Zeit drängt. Bis Ende des Jahres muss der Unternehmensberater Alexander Lichtenberg, der den Wasserturm vor sieben Jahren gekauft hat, mit der Sanierung fertig sein.
Lange gab es Diskussionen: um einen freistehenden Wasserturm mit unterirdischem Ausbau oder eine Sanierung mit Wohnhaus als Anbau, um den Erhalt des Dorfplatzes, eine eventuelle Busschleife und vieles mehr. Nun ist es sicher: Lichtenberg darf den Anbau realisieren, dafür wird der Dorfplatz verlegt. „Diese Lösung lässt auch Platz für spätere Entscheidungen, zum Beispiel über die Bussituation", so Schäfer.
„Eine unterirdische Bebauung ist sehr komplex und war aus verschiedenen Gründen nicht möglich", erklärt der Hobbyarchitekt Lichtenberg, der mittlerweile in Erwägung zieht, den Wasserturm nebst Anbau selbst zu beziehen. Aber auch ein zunächst als Interessent gehandelter Steuerberater aus Köln sei nach wie vor nicht abgeneigt.
Sollte sich aber für den Breniger Wasserturm, in dem Lichtenberg derzeit wohnt, ein Käufer finden, möchte der Besitzer selbst in das denkmalgeschützte Bauwerk ziehen. Im Gielsdorfer Wasserturm würde er sich Büroräume einrichten und im Anbau wohnen, so Lichtenberg. „Gielsdorf ist ein wunderschöner Ort, und der Wasserturm steht in landschaftlich reizvoller Umgebung", schwärmt er. Eins steht für ihn jedoch fest: „Wenn ich da einziehe, dann wird der Wasserturm ein sensationelles architektonisches Highlight."
Mit der Idee kann Ortsvorsteher Albert Schäfer gut leben. „Wer da oben wohnt, ist nicht mein Problem. Wichtig ist, dass er sich in die Dorfgemeinschaft einfügt und unsere Feste akzeptiert." Lichtenberg habe in einem persönlichen Gespräch seine Bereitschaft zur Mithilfe signalisiert und damit alle Befürchtungen diesbezüglich zerstreut, so Schäfer. Sowohl er als auch Lichtenberg sehen das Projekt Wasserturm auf einem „guten Weg". Des Weiteren konnte sich Schäfer über die Einstellung von 10.000 Euro in den Haushalt der Gemeinde Alfter freuen, die als Planungskosten für den Bau eines Dorfhauses veranschlagt wurden. Hierfür setzt Schäfer einen Rahmen: „Wir müssen mit unserer Idee für ein Dorfhaus realistisch bleiben. Ein guter Maßstab ist die Mehrzweckhalle über der Feuerwehr in Impekoven." So laufen die Fäden nun doch zusammen, „im Idealfall können Wasserturm, Dorfplatz und Dorfhaus parallel in Angriff genommen werden", so Schäfer.
Darüber, wie genau das Dorfhaus aussehen soll, wo es letztlich stehen wird und wie es umzusetzen ist, sollen Gespräche zwischen den Ortsvereinen und den Bürgern entscheiden. Sobald Lichtenberg grünes Licht bekommt, wird er die Bauanträge einreichen. Die Sanierungsdauer seines „Leidenschaftsobjekts" schätzt er auf rund ein halbes Jahr. Und weitere Pläne hat er auch schon: „Die Verbindung zwischen den Wassertürmen in Brenig und Gielsdorf ist perfekt. Mit dem Rad eine halbe Stunde durch den Wald, und man ist da. Warum also nicht mal einen Wasserturmlauf ausrichten?"

Der Wasserturm
Der 14 Meter hohe Wasserturm, der schnell zum Wahrzeichen von Gielsdorf avancierte, wurde vor gut 100 Jahren von den Köln-Deutzer Motorenwerken erbaut. Er konnte bis zu 1200 Haushalte versorgen und wurde 1972 stillgelegt. Ihre Blütezeit erlebten Wassertürme seit Mitte des 19. Jahrhunderts, als die Wasserversorgung in den mehr und mehr wachsenden Städten von Hausbrunnen auf Rohrnetze umgestellt wurde. Damit der Wasserdruck auch in den obersten Wohnungen ausreichte, musste das Wasser in noch höher gelegenen Behältern gespeichert werden: in Wassertürmen.