Eine gut platzierte Binsenweisheit kann auch beim ellenlangen Treffen von Kommunalpolitikern für gute Laune sorgen. Wie zum Beispiel die Sache mit dem Kinderkriegen. Im Planungsausschuss am Dienstagabend waren sich Uwe Tarnow (SPD) und Konrad Höbe (FDP) einig: „Ein bisschen schwanger – das geht nicht." Genauso wenig, wie nur ein bisschen für die weitere Bebauung des Oedekovener Kramersbruchs zu sein.
Und genau das warfen die Kritiker von Grünen, SPD und FDP den Mehrheitsfraktionen CDU und UWG vor. Denn die beiden wollen für die Gemeinde Alfter zumindest die Option für einen zukünftigen Ausbau des Kramersbruchs offenhalten. Dabei betonten die Fraktionen, dass deswegen dort noch lange kein Bagger rollen muss. Seit der Ausschusssitzung sieht es so aus, als könnten sich UWG und CDU nach jahrelanger Diskussion über das umstrittene Thema durchsetzen.
Einmal mehr debattierte das Gremium über den Flächennutzungsplan, den die Gemeinde derzeit neu aufstellt. Der Entwurf des Schriftstücks ermöglicht in der aktuellen Fassung eine „sanfte Bebauung" des Kramersbruchs unterhalb der Waldstraße/Auf dem Büchel sowie eine neue Straße von der Höhe bis ins Tal. Grüne, FDP und SPD hofften bis zum Schluss, das verhindern zu können. Denn immerhin hatten gut 580 Bürger ihre Einwände gegen dieses Vorhaben an die Gemeindeverwaltung geschickt. Knapp 100 der Ausbaugegner waren ins Rathaus gekommen, um die Sitzung zu verfolgen. Eines ihrer Hauptargumente: „Laut Klimagutachten ist der Kramersbruch ein Kaltluftentstehungsgebiet, und eine Bebauung hat schädliche Folgen für die Umwelt und die Menschen", erklärte Gerhard Graef als Anwohner der Waldstraße.
„Das hier könnte ein Anschauungsunterricht in Sachen Demokratie werden", hatte Uwe Tarnow noch vor der Abstimmung gesagt. „Wenn so viele Leute dagegen sind, sollten wir darauf reagieren", meinte der Impekovener. Genutzt hat es nichts. In geheimer Abstimmung votierten die Kommunalpolitiker mit 13 zu zehn Stimmen für einen möglichen Ausbau des Kramersbruchs.
Mit 15 zu acht Gegenstimmen von SPD, Grünen und der fraktionslosen Gabriele Kretzschmar passierte der gesamte FNP-Entwurf den Ausschuss. Als nächstes entscheidet der Gemeinderat am 26. Februar über das kompakte Regelwerk.
Der Flächennutzungsplan
Der Flächennutzungsplan (FNP) ist der erste Schritt der Bauleitplanung. Er erstreckt sich übers gesamte Gemeindegebiet (3 477 Hektar) und umreißt die städtebauliche Entwicklung. Die Bedeutung liegt in der Entscheidung darüber, wie vorhandene Flächen mit Blick auf Bebauung, Verkehr, Landwirtschaft, Erholung, Rohstoffabbau und Naturschutz genutzt werden können. Der FNP ist Grundlage für den Bebauungsplan. wkm