Die Zeit wird knapp – die Emotionen kochten hoch. Morgen tagt ab 17 Uhr im Oedekovener Rathaus der Planungsausschuss. Dann beraten die Kommunalpolitiker über alle Bürgereinwände gegen den Entwurf des Flächennutzungsplans (FNP) und somit auch gegen die Bedenken zur geplanten Bebauung des Kramersbruchs zwischen Oedekoven und Impekoven. Es könnte sein, dass die Zuhörerbänke im Rathaus sich füllen.
Während sich die Ratsfraktionen der CDU und der UWG in der Vergangenheit für die Bebauung aussprachen, halten SPD, Grüne und FDP unterstützt von der Bürgerinitiative „Schützt den Kramersbruch" dagegen (der General-Anzeiger berichtete). Aus diesem Grund luden die Alfterer Sozialdemokraten am Freitag zu einem Informationsabend in die Impekovener Mehrzweckhalle ein, und viele Bürger kamen.
SPD-Fraktionschef Georg Steiner zeigte sich von der Resonanz ermutigt: „Das beweist, dass das Thema Kramersbruch bei den Bürgern eine Herzensangelegenheit ist." Rund 40 Bürger fanden sich ein, Gudrun Grosse Wiesmann, Initiatorin der Bürgergruppe, fasste noch einmal die Entwicklung der letzten Jahre zusammen und erinnerte daran, dass Bürgermeisterin Bärbel Steinkemper noch 2007 betont hatte, der Kramersbruch werde nicht bebaut, da das Gebiet laut Klimagutachten ein Kaltluftentstehungsgebiet sei. 2008 sei die Kehrtwende per Mehrheitsentscheid durch CDU und UWG im Planungsausschuss gefallen Die so genannte „Planvariante 7" sieht eine „sanfte Bebauung" vor sowie eine Straße von den Hängen bis ins Tal. 589 Bürger protestierten im November vergangenen Jahres mit ihren Unterschriften gegen das Vorhaben. „Den 589 ablehnenden Stimmen wird nicht gefolgt, den drei zustimmenden wird gefolgt, die Sache ist skandalös", protestierten einige Zuhörer laut. Dabei werde der Bürgerwille ignoriert , betonten andere. Ob Lokalpolitiker oder Anwohner – nachvollziehbar sei die Kehrtwende in Sachen Kramersbruch für niemanden gewesen, so ein Bürger. „Uns liegen keine stichhaltigen Gründe vor", betonte dann auch Gudrun Grosse Wiesmann. Vielmehr würden sich sowohl die CDU, die UWG, aber auch die Verwaltung mit Bärbel Steinkemper an der Spitze in Widersprüche verstricken. Die für den Planungsausschuss ausgegebene Vorlage sei schlicht „mangelhaft", betonte Steinig. Willi Weber (SPD) warf die Frage auf, wem eigentlich die potenziellen Baugrundstücke gehörten, und nahm das Wort „Klientelpolitik" in den Mund. „Hat Frau Steinkemper in der Verwaltung nichts mehr zu sagen?", fragte Georg Steinig.
Uwe Tarnow (SPD) rechnete im Hinblick auf die anstehende Kommunalwahl im Juni nach: 589 Stimmen gegen die Bebauung, das entspreche anderthalb Wahlbezirken. Grünen-Politiker Wilhelm Windhuis, Vorsitzender des Planungsausschusses und gemeinsamer Bürgermeisterkandidat von Bündnis 90/Die Grünen und SPD, versprach: mit ihm als Bürgermeister werde das Bebauungsvorhaben gekippt. Es gäbe noch einen Ausweg, selbst wenn der FNP in dieser Form beschlossen würde. Danach müsse ein Bebauungsplan erstellt werden, dabei gäbe es noch Spielräume.
Steinig und Tarnow dachten praktisch und forderten die anwesenden Bürger auf, möglichst viele Freunde und Nachbarn zu mobilisieren und am Dienstag zur Ausschusssitzung zu kommen. Dies werde den Druck erzeugen, der vielleicht für die Beschlusslage wichtig sei. Am Ende könnte eine Mehrheit von zwei Stimmen über das Schicksal der Impekovener Bürger und der nachfolgenden Generationen entscheiden. Dafür müsse man allerdings auch durch persönliche Präsenz den Bürgerwillen deutlich machen.