Beim zweiten Anlauf klappte es. War der „Bürgerinitiative gegen erweiterten Tonabbau in Witterschlick" in der Sitzung des Umweltausschusses Ende Oktober noch von Bürgermeisterin Bärbel Steinkemper eine Präsentation ihrer Gruppe mit Hinweis auf die Gemeindeordnung verweigert worden (der GA berichtete), stand dem am Dienstagabend nichts mehr im Wege. Denn diesmal stimmten alle Voraussetzungen. Die Kommunalpolitiker hatten sich nach dem Vorfall als Kompromiss einstimmig für eine Sondersitzung des Umwelt- sowie des Planungsausschusses samt Rederecht der Gruppe entschieden. Und die Initiative hatte die Ausschuss-Mitglieder im Vorfeld per CD über ihr Anliegen informiert.
Vor den Politikern und gut 70 Bürgern auf der Zuschauertribüne des Ratssaals betonte der Sprecher der Bürgerinitiative, Reinhard Harzer, dass der Ton-Abbau deutlich an die Wohnbebauung heranrücken sowie Lärm, Staub und Verkehr nach sich ziehen würde. Eine „nochmalige extensive Erweiterung" sei mit vielen Witterschlickern nicht zu machen. Dafür stehen bis jetzt auch mehr als 500 Unterschriften, die die Initiative gesammelt hat.
Wie berichtet, hat das Unternehmen WBB Fuchs die Erweiterung des Tontagebaus Schenkenbusch nördlich des Lüsbacher Wegs beantragt, wo der Rohstoff seit 1976 gefördert wird. In den kommenden 30 bis 45 Jahren will es dort auf knapp 28 Hektar Ton abbauen. „Wir ertragen schon genügend Belastungen", unterstrich Harzer, der auf Karten zeigte, dass das Gebiet um den Ort herum „wie ein Schweizer Käse" durchlöchert sei. Hinzu komme, dass die alten Abbaugebiete teilweise mit Müll verfüllt seien.
Aufklärung wollte die Gruppe bei dem Punkt, ob das Witterschlicker Werk der Deutschen Steinzeug Ton von der WBB Fuchs benötigt und bezieht. Eine Antwort auf die Frage konnten aber weder die Verwaltung noch die Kommunalpolitiker geben. Aus Sicht der Initiative kam es am Dienstag besonders darauf an, eine gemeinsame Linie zu vertreten. „Lassen Sie uns nicht in diesem Loch sitzen", mahnte Harzer denn auch mit Blick auf den bevorstehenden sogenannten Scopingtermin am 19. November im Rathaus in Oedekoven. Dort werden die Träger der öffentlichen Belange – von der Gemeinde Alfter über den Rhein-Sieg-Kreis bis hin zur Landwirtschaftskammer – die Anforderungen für die Umweltverträglichkeitsprüfung zur Erweiterung des Tonabbaus festlegen.
Stellung nahm Bürgermeisterin Bärbel Steinkemper zu dem Umstand, dass der avisierte Erweiterungsbereich im neu aufzustellenden Flächennutzungsplan (FNP) der Gemeinde als Abbaufläche ausgewiesen ist. So erklärte sie auf Nachfrage von Grünen-Fraktionssprecher Michael Schroerlücke, dass die Ausweisung des Bereichs als Abbaufläche im Regionalplan nur zeige, dass das Land ein wirtschaftliches Interesse sehe. Dies habe die Gemeinde dann auch im FNP übernehmen müssen. Eine Entscheidung über die Erweiterung des Tontagebaus falle jedoch erst bei der Prüfung des Antrags und des Umweltgutachtens.
Dabei würden die Folgen des Eingriffs gegen den wirtschaftlichen Nutzen abgewogen. Hier müsse der Antragssteller beantworten, ob der Eingriff überhaupt zu rechtfertigen ist, ob er ausgeglichen werden kann und wenn ja, wie. Alles in allem sieht Steinkemper durchaus Ansatzpunkte, um die Erweiterung zu verhindern. „Aber wir müssen uns schon damit auseinandersetzen und können den Tonabbau nicht rundheraus ablehnen", sagte sie.
Das Ergebnis der Sondersitzung: Einstimmig und ohne Enthaltung votierten die Kommunalpolitiker für einen von Rolf Schumacher (CDU) initiierten und im Vorfeld mit den Fraktionen abgestimmten Antrag, der die Argumente der Bürgergruppe aufnimmt und die Gemeinde auffordert, beim Scopingtermin ihre Ablehnung der Erweiterung klar zu machen. Die Umweltverträglichkeitsprüfung solle demnach alle genehmigten Ton- und Kiesabbaugebiete mitbetrachten, heißt es unter anderem. Auf Anregung von Wilhelm Windhuis (Grüne) sollen zudem auch die Auswirkungen der Expansionspläne auf das Grundwasser geprüft werden.