Mit dem Plan wie er ist, wäre es vorbei

Die Entscheidung war denkbar knapp. Mit 10 zu 9 Stimmen setzten sich die SPD, UWG, FDP und die Grünen in einem gemeinsamen Antrag in der Sondersitzung des Schulausschusses am Montagabend gegen die CDU durch und erwirkten so eine neue Untersuchung zur Gesamtschule Alfter. Der wegen Verzögerungen, diverser Widersprüchlichkeiten und angeblicher Fehler in die Kritik geratene Schulenwicklungsplan des Kölner Diplom-Volkswirts Paul Günter Jansen (der GA berichtete mehrfach), dem der Rat Ende August völlig überraschend seine Zustimmung verweigert hatte, wurde damit erst einmal zurückgestellt. Stattdessen soll die Bonner Projektgruppe „Bildung und Region" um den Pädagogen Wolf Krämer-Mandeau die Möglichkeiten für eine Gesamtschule, auch in den Räumen der Oedekovener Hauptschule, ausloten. Bei dem „ergebnisoffenen" Standortgutachten, das der Opposition vorschwebt, handelt es sich um eine „Verbindung eines Schulentwicklungsplans und Machbarkeitsüberlegungen", wie Krämer-Mandeau gestern auf Anfrage sagte. „Wir machen praktisch das Ganze neu", meinte er. Nach eigenen Angaben begleitet das Büro seit den 90er Jahren die Schulentwicklungspläne der Städte Brühl, Wesseling, Sankt Augustin, Bergheim und Pulheim sowie der Landkreise Ahrweiler und Neuwied. Der Kontakt zu Krämer-Mandeau hat sich dabei über den in Alfter wohnenden PISA-Autor Eckhard Klieme, der Mitglied der Grünen ist, ergeben. Bereits heute wird der Planer im Rathaus mit Bürgermeisterin Bärbel Steinkemper über Details des Gutachtens sprechen, kündigte er an. Maximal 6000 Euro soll das Ganze kosten und bis zum 4. Dezember, passend zur Sitzung des Schulausschusses, fertig sein.
Wilhelm Windhuis (Grüne) erklärte den Vorstoß der vier Fraktionen damit, dass das „vorliegende Gutachten" auch in seiner überarbeiteten Version „nicht geeignet" sei, „den Errichtungsbeschluss für die Errichtung einer Gesamtschule in der Gemeinde Alfter" vom 13. Dezember 2007 hinreichend zu begründen. Gleiches gelte für die „notwendige Genehmigung zur Errichtung; einer Gesamtschule" bei den „oberen Schulbehörden“. Zudem würden die „Fraktionen“ Potenziale sehen, „die vom begutachtenden Planungsbüro nicht hinreichend herausgearbeitet worden sind“. Etwas anders sah dies Karl-Rudolf Hellmann (CDU), der befürchtete, dass es sich damit um ein „bestelltes Gutachten“ handele, mit dem „weiter Geld verbrannt“ werde. Auch eine neue Untersuchung werde „nichts an dem Ergebnis“ des Gutachtens von Jansen ändern. Dieses kommt zu dem Schluss, dass das „Kriterium der Leistungsheterogenität nicht erfüllt werden kann" und daher „nicht die Aussicht auf die Genehmigung eines Errichtungsbeschlusses besteht". Einen anderen Punkt mahnten sowohl Rolf Schumacher (CDU) als auch Bürgermeisterin Steinkemper innerhalb der sachlichen, eineinhalbstündigen Diskussion an. Sie betonten, dass ein Rückstellen des Schulentwicklungsplans das„Aus" für die anvisierte Errichtung zum Schuljahr 2009/2010 bedeute. „Das ist kein grundsätzliches Problem, sollte aber offen angesprochen werden, weil die Eltern Bescheid wissen müssen", betonte Steinkemper. „Mit dem Plan wie er jetzt ist, wäre es für alle Zeiten vorbei mit einer Gesamtschule. Damit hätten wir uns nur lächerlich gemacht", hielt Uwe Tarnow (SPD) dagegen.
Im Gegensatz zur CDU geht Windhuis und auch Martina Salchow von der Elterninitiative Gesamtschule Alfter davon aus, dass ein Start 2009/2010 durchaus möglich ist. „Das ist eine Sache des Wollens und des Tempos, nicht zuletzt der Verwaltung und der Bezirksregierung", so Salchow, die für den Vorstoß der Fraktionen „vollste Bewunderung" hat. Darüber hinaus verwies sie auf das Beispiel Bonn, wo es gestern Abend erst um den Errichtungsbeschluss für eine vierte Gesamtschule ging. „Da sind wir schon viel weiter."