ALFTER/MECKENHEIM.
In der Schule An der Wicke in Gielsdorf tragen die Vokale Kronen. Eine anschauliche Methode, um den Grundschülern zu zeigen, worauf es bei der Aussprache ankommt. Denn die Förderschule des Rhein-Sieg-Kreises mit dem Schwerpunkt Sprache bietet ein besonderes Lernprogramm für Kinder mit Beeinträchtigungen bei der Aussprache, im Wortschatz, bei Begriffsbildung und Satzerfassung, in der Schriftsprache und Stimmgebung. Fünf Jahre, inklusive einer Eingangsklasse, dauert die Grundschulzeit. „Wir sind eine Durchgangsschule. Das heißt, die Kinder können je nach Leistung und Entwicklungsstand jederzeit auf eine Regelschule wechseln", erklärt Schulleiterin Gudrun Beckmann das pädagogische Konzept. „Es gibt aber ebenso auch Kinder, die von einer Regelschule zu uns kommen."
91 Kinder – 71 in Gielsdorf sowie weitere 20 in der Gemeinschaftsgrundschule Merl als Außenstelle – besuchen zurzeit die Förderschule und werden von 14 Lehrkräften unterrichtet. Der erste Schulbetrieb für Kinder mit sonderpädagogischem Förderbedarf wurde 1979 in der Grundschule Gielsdorf aufgenommen, damals noch als Außenstelle der Rudolf-Dreikurs-Schule in Siegburg. 1981 erhielt der Rhein-Sieg-Kreis von der Kölner Bezirksregierung die Genehmigung zur Errichtung einer entsprechenden Schule mit dem Schwerpunkt Sprache. 17 650 Euro Betriebskosten, 51 000 Euro für die Bau-Unterhaltung und -Pflege und 35 000 Euro für Sanierungsmaßnahmen hat der Kreis als Schulträger für 2009 angemeldet.
Unterrichtet wird An der Wicke nach den Richtlinien und Lehrplänen der allgemeinen Grundschule. Wobei die individuelle Förderung der sieben bis 14 Schüler pro Klasse groß geschrieben wird. Allein ein Blick in eines der Klassenzimmer macht das deutlich. Jedes Kind hat sein eigenes Pult, und alle Plätze bilden zusammen einen Halbkreis. Aus der ehemaligen Turnhalle im Souterrain ist ein gemütlicher Lese- und Musikraum geworden, und auch in die Schulküche muss keine Klasse mehr ausweichen, wie vor dem Anbau 2005.
Die Vorstellung der Schulleiterin und ihres Teams, für die nächsten Jahre Platz genug zu haben, wurde allerdings schon nach knapp drei Jahren von der Realität eingeholt. Im August kam daher die Nebenstelle. „In Merl haben wir noch eine Option für zwei weitere Räume, das sollte zumindest eine Weile reichen." Tatsache ist: Die Schule An der Wicke verzeichnet seit 2007 deutlich steigende Schülerzahlen. Die Ursachen dafür können in dem Zuzug junger Familien, zum Beispiel nach Meckenheim und Rheinbach liegen, womit auch prozentual der Anteil der Kinder mit Sprachproblemen und besonderem Förderungsbedarf steigt. „Solche Probleme zeichnen sich in der Regel schon recht früh ab", zieht Beckmann Bilanz. „Die meisten Eltern gehen damit offen und vernünftig um, indem sie ihren Kindern eine besondere Förderung ermöglichen." Und die beschränkt sich nicht nur auf Tafel, Stift und Papier, sondern bezieht auch die körperliche Bewegung bewusst mit ein. Dafür stehen den Schülern in der Pause der Schulhof und der Sportplatz zur Verfügung. Und seit dem Sommer auch ein Klettergerüst. Dafür und für die Ausstattung mit Unterrichtsmaterial sowie mit Schaukelbrettern, Wippen und Rollbrettern kam eine Spende der Kreissparkasse Köln in Höhe von 1500 Euro wie gerufen. Den Scheck des Oedekovener Filialdirektors Kosta Mavridis nahmen Gudrun Beckmann und Annemarie Hockenbrink vom Förderverein gestern gemeinsam entgegen.
Die Schüler
Zurzeit besuchen 71 Kinder von sechs bis zwölf Jahren die Schule An der Wicke in Gielsdorf. 18 Mädchen und Jungen kommen aus der Gemeinde Alfter, 20 aus Rheinbach, 15 aus Swisttal, 11 aus Meckenheim und sieben aus Wachtberg. Darüber hinaus werden in der Nebenstelle in Merl jeweils zehn Kinder aus Meckenheim und Wachtberg im Alter von sechs und sieben Jahren in einer Eingangsklasse und im 1. Schuljahr unterrichtet, die nach Gielsdorf wechseln können. Aus Bornheim sind keine Schüler vertreten. Dort gibt es mit der Verbundschule in Uedorf eine eigene Förderschule.