Vor mehr als einem Jahr hat Susanne Schleebaum die Leitung der Hauptschule Am Römerkastell übernommen. Jetzt ist ihre Schule in aller Munde, weil sie die vierte Gesamtschule in Bonn werden soll. Mit Susanne Schleebaum sprach Lisa Inhoffen.
GA: Auf der einen Seite verzeichnet Ihre Schule steigende Schülerzahlen, andererseits soll sie Gesamtschule werden. Warum?
SUSANNE SCHLEEBAUM: Ich freue mich natürlich über die größere Nachfrage. Das bestätigt unser neues Konzept, das Schülerinnen und Schüler unterstützen soll, so früh wie möglich mit ihrer Lebensplanung zu beginnen. Aber die Hauptschule ist ein Auslaufmodell. Die Kinder bleiben dort immer unter sich. Alle wissenschaftlichen Studien belegen jedoch, dass sich ihre Zukunftschancen nur verbessern, wenn sie mit leistungsstärkeren Kindern – länger gemeinsam lernen. Und dieses Konzept verwirklichen die Gesamtschulen.
GA: Warum soll Ihre Schule nicht Sekundarschule werden, so wie in diesem Schuljahr die Theodor-Litt-Schule?
SCHLEEBAUM: Das halte ich für Etikettenschwindel. Die Schule bleibt ja weiter Hauptschule. Daran ändert auch ein erweitertes Unterrichtsprogramm nichts.
GA: Eine Bedingung für die Gründung einer vierzügigen Gesamtschule ist, dass 112 Anmeldungen vorliegen und mindestens ein Drittel eine Gymnasialempfehlung hat. Glauben Sie, diese Hürde nehmen zu können?
SCHLEEBAUM: Wenn ich mir die hohe Zahl der Ablehnungen in den Vorjahren anschaue, ja. Denn darunter waren genügend Kinder mit Gymnasialempfehlung.
GA: Der Beschluss der Schulkonferenz steht noch aus. Was sagen die Lehrer und Eltern dazu ?
SCHLEEBAUM: Die Resonanz ist durchweg positiv. Meine Kollegen sind hoch motiviert, ich denke, wir ziehen in der Frage alle an einem Strang.
GA: 2009 sind Kommunalwahlen. Haben Sie keine Angst, dass ihre Schule dann unter die Räder des Wahlkampfs gerät?
SCHLEEBAUM: Nein. Im Gegenteil. Ich setze sehr darauf, dass uns jetzt auch die Menschen unterstützen, die sich bisher bedeckt gehalten haben. Schließlich würde mit einer weiteren Gesamtschule dem Elternwillen in Bonn endlich Rechnung getragen. Und Eltern sind auch Wähler.