Land unter in Alfter

In Alfter und Bornheim ging am Samstagabend die Post ab. Was die Gewitterwolken dort an Regen entließen, fasste kein Abwassersystem. Bis zu 50 Liter Regenwasser pro Quadratmeter ließen Kanäle und Bäche überlaufen. Keller füllten sich bis zur Geschossdecke. Autos wurden fortgespült.
In Alfter wurde wegen des hohen Einsatzaufkommens zusätzlich zur Leitstelle in Siegburg eine eigene Einsatzzentrale eingerichtet. Rund 350 Feuerwehrleute waren mit ihren Fahrzeugen insgesamt sieben Stunden lang im Einsatz. Bis 3 Uhr morgens liefen die Pumpen, noch gestern wurden Keller ausgeräumt.
Die Leitstelle in Siegburg registrierte rund 250 Einsätze für das Gebiet: „Rund 150 in Hornheim, 65 in Alfter, 27 in Swisttal und acht in Rheinbach." Stadtbrandinspektor Hans-Georg Gennrich aktualisierte die Zahlen für Bornheim: „Bei uns sind es inzwischen 170 Einsätze." Sein schwerster Fall sei die Bornheimer Tennishalle gewesen: „Dort ist ein großer Wasserschaden entstanden." 180 Feuerwehrleute und alle Wagen waren unter seiner Leitung im Einsatz. 35 Mann seien aus Swisttal zur Hilfe gekommen. Der dortige Feuerwehrchef Stefan Schumacher: „Die Schwerpunkte der insgesamt 27 Einsätze lagen in Buschhoven und Heimerzheim." Dort seien Keller bis zu 1,50 Meter hoch voll gelaufen.
In Hornheim mussten die Fahrer an der Radermacher Straße machtlos zusehen, wie ihre Wagen in den Wassermassen unter der Eisenbahnbrücke verschwanden. Kaum waren sie in die vermeintliche „Lache" eingefahren, mussten sie sich aus den Fahrzeugen befreien. In Alfter kämpften 60 Einsatzkräfte gegen die Elemente. Oberbrandmeister Thorsten Ohm zählte sogar 70 Einsätze, die von Witterschlick aus koordiniert wurden. „Besonders betroffen waren Teile der Ortslage Alfter."
Es liefen die Keller nicht nur bis zur Decke voll, wie zum Beispiel in den Häusern Am Bähnchen, Bahnhofstraße und Im Benden. Aufschwimmende Öltanks mussten gesichert und bereits ausgelaufenes Heizöl gebunden werden. Am Stühleshof rissen die Wassermassen drei geparkte Autos mit, nachdem der dortige Bach über die Ufer getreten war. „Ein Wagen wurde über eine umgestürzte Mauer hinweg, mehr als 30 Meter auf ein benachbartes Grundstück gespült", berichtet Ohm.
Die Feuerwehr säuberte die Straßen am Herrenwingert und Kronenstraße vom Schlamm, der sich von den Feldern auf die Fahrbahnen ergossen hatte. Die Straßen waren kurzzeitig gesperrt. Ähnlich war die Situation beim Bahnverkehr. Die Linie 18, die von Hornheim nach Bonn führt, musste ab 19.45 Uhr am Samstag in beiden Fahrtrichtungen stillgelegt werden. Der heftige Regen hatte den Schotter an den Gleisen weggeschwemmt, meldeten die Stadtwerke Bonn. Bis die Bahn gegen 21.50 Uhr wieder fahren konnte, wurden Busse eingesetzt. Die Feuerwehr Alfter kämpfte nicht nur gegen die Wassermassen. Gegen 19 Uhr ging zudem die Nachricht ein: „Brandausbruch nach Blitzeinschlag im Alfterer Schloss. Da das Schloss als Studentenwohnheim genutzt wird, stand zu befürchteten, dass viele Menschen in Gefahr waren. Der Blitz hatte in die elektrische Anlage eingeschlagen. Die freigesetzte Energie drückte zwei Türen aus dem Rahmen. Der Hausmeister hatte den Brand allerdings bereits gelöscht. Die Feuerwehr kontrollierte nur noch nach.
Der siebenstündige Einsatz in der schwülen Hitze forderte auch Opfer unter den ehrenamtlichen Helfer der Feuerwehr. Ohm: „Zwei Einsatzkräfte litten unter Kreislaufschwäche und wurden nach Hause entlassen." Lediglich die Städte Meckenheim und Rheinbach blieben einigermaßen verschont. Stadtbrandinspektor Günter Wiegershaus aus Meckenheim hatte eine ruhige Nacht: „Bei uns war nichts." Sein Rheinbacher Kollege Laurenz Kreuser hatte neben den Verkehrsunfall mit tödlichem Ausgang keinen weiteren Einsatz.