Dass die Föderalismuskommission die Frage nach Tilgung der Altschulden nicht beantworten kann, ist nicht verwunderlich. Es handelt sich um eine auf absehbare Zeit unlösbare Aufgabe. Wie könnten Bund, Länder und Gemeinden die Gesamtschulden von rund 1,5 Billionen Euro tilgen? Wenn sie etwa 20 Milliarden Euro jährlich zurückzahlen könnten, dann bräuchten sie 75 Jahre zum gesamten Schuldenabbau.
Mit einem so konsequenten Programm lassen sich auch keine Wähler gewinnen. Wen interessiert – wenn er älter als 20 Jahre ist – was in 75 Jahren sein wird? Politiker denken ohnehin lieber in vierjährigen Legislaturperioden. Die Größenordnung von einer Billion (Zahl mit 12 Nullen) ist für alle, die nicht mit astronomischen Zahlen rechnen, unvorstellbar.
Ein radikaler Währungsschnitt wie 1923 (damals wurde aus einer Billion Papiermark eine Rentenmark) scheidet aus: Erstens haben wir zum Glück keine Hyperinflation wie nach dem 1. Weltkrieg, und zweitens sind nationale Alleingänge in der Eurozone undenkbar. Das heißt, wir werden auch mit den gigantischen Staatsschulden weiterhin – und hoffentlich gut – leben müssen.