Bewährtes bleibt

Mit dem 11. August, dem ersten Schultag nach den Sommerferien, starten die Katholischen Jugendwerke Rhein-Sieg als neuer Träger der Offenen Ganztagsschule (OGS) und der Betreuung von 8 bis 13 Uhr an der Annaschule in Alfter – als Nachfolger des Elternvereins Schatzinsel. Mit der Projektverantwortlichen Christine Schmitz sprach Sandra Kreuer.

GA: Was ändert sich am OGS-Angebot, was bleibt?
SCHMITZ: Was es an Bewährtem gibt, möchten wir auf jeden Fall beibehalten. Dazu gehört natürlich auch das gute Personal. Von den Dingen, die wir von uns mitbringen, wollen wir das Angebot, wo es Sinn macht und passt, ergänzen. Konkret sieht das so aus, dass wir uns mit der OGS-Leiterin zusammensetzen, auf den aktuellen Plan gucken und da ganz genau überlegen, welche Kurse wir weiterführen. Sehr beliebt sind etwa die Französisch-, die Theater- und die Multimedia-AG. Festhalten werden wir auch an dem mit der Schule erarbeiteten Hausaufgabenkonzept und dem OGS-Beirat.
GA: Und was ist neu?
SCHMITZ: Es gab Gespräche, die wir allerdings noch bis zum Ende führen müssen, mit einem Obst- und Gemüsebauer, der das Angebot gemacht hat, einen kleinen Teil eines angrenzenden Gartens von den Kindern mitbearbeiten zu lassen. Außerdem möchten wir eine Kinderkonferenz einrichten. Was wir als größtes Novum erachten, ist, dass wir in Gruppen arbeiten werden. Das heißt, es gibt ähnlich wie im Kindergartensystem für die Zahl von 25 bis 27 Kindern jeweils eine feste Ansprechperson im Personal, die von weiteren Mitarbeitern ergänzt wird. Dementsprechend werden bei den` 80 Kindern, die im Moment für die OGS angemeldet sind, drei Gruppen eingerichtet. Neu ist auch, dass wir als Katholische Jugendwerke mit dem Kollegen aus dem Kirchengemeindeverband in Alfter eng zusammenarbeiten.

GA: Inwiefern nutzen Sie die Sommerferien, um die OGS-Räume zu gestalten, etwa durch einen Anstrich, andere Möbel oder bauliche Veränderungen?
SCHMITZ: Es gibt ein Treffen mit allen Mitarbeitern in der letzten Sommerferienwoche und auch ein Gestalten der Räume. Das wird nach dem 1. August sein, so dass der alte Träger seine Sachen gut zu Ende bringen kann, denn unser Vertrag mit der Gemeinde beginnt auch erst zu diesem Zeitpunkt. Größere bauliche Veränderungen wird es mit Sicherheit erst einmal nicht geben, da die Räume bereits großartig gelegen und gut ausgestattet sind. Das würden wir auch nur in Zusammenarbeit mit der Gemeinde und dem Schulleiter machen.
GA: Gilt das auch für die Küche, die nach Ansicht mancher Eltern zu klein ist, so dass zeitversetzt gegessen werden muss?
SCHMITZ: Wir kochen sowieso nicht selber und behalten den Caterer, den es im Moment gibt. Bei so vielen Kindern muss einfach in Schichten gegessen werden, was mit der Küche machbar ist.
GA: Stichwort pädagogisches Personal. Auf ausdrücklichen Wunsch der Schulpflegschaft sollte es übernommen werden. Wie ist da der Stand der Dinge?
SCHMITZ: Zehn Mitarbeiter, die aktuell oder vormals in der OGS oder der Betreuung an der Annaschule arbeiten oder gearbeitet haben, werden wir einstellen. Zwei Kräfte machen nicht weiter. Da sind wir noch dicke in der Personalfindung. Bis auf zwei Stellen steht alles.
GA: Wegen „unüberbrückbarer Schwierigkeiten" hatte der Alfterer Rat im Februar beschlossen, die Verträge mit dem bisherigen Kooperationspartner zu kündigen. Ein Kritikpunkt war die nicht durchgehaltene Trennung zwischen der Betreuung von 8 bis 13 Uhr und der OGS. Wie wollen Sie das künftig regeln?
SCHMITZ: Die Trennung ist durch die Gruppenzuordnung gegeben. Es gibt für die 60 Kinder, die für die 8- bis 13-Uhr-Betreuung angemeldet sind, wahrscheinlich zwei Ansprechpartner. Und die haben natürlich auch ein Auge darauf, wann die Kinder kommen. Außerdem existiert eine ganz klare räumliche Trennung.
GA: Für Ärger hatte bei den Eltern auch gesorgt, dass verschiedene AGs nicht im monatlichen OGS-Beitrag enthalten waren, sondern extra bezahlt werden mussten Gerade Hartz-IV-Empfänger können sich das aber nicht leisten.
SCHMITZ: Es fallen für die Eltern keine Extrakosten an. Die sind in unserem Etat, so wie wir das auch an anderen Schulen handhaben, inbegriffen. Sonst ist der Ansatz der Chancengleichheit mit Füßen getreten. Was im Höchstfall sein kann, ist, dass wir die Eltern um einen kleinen Obolus im einstelligen Euro-Bereich bitten, wenn im Rahmen der Ferienbetreuung ein großer, spezieller Ausflug ansteht.
GA: Erst nach intensiver Diskussion im Schulausschuss und im Rat, bei der die Skepsis vieler Eltern durchkam, wurde die OGS zum Schuljahr 2007/2008 an der Annaschule eingeführt. Wo liegen aus Ihrer Sicht die Vor- und wo die Nachteile?
SCHMITZ: Die Vorteile sind einfach die, dass die Eltern ihr Kind von morgens bis in den Nachmittag hinein verlässlich betreut sehen. Ein weiterer großer Pluspunkt ist dass Kindern aller Couleur die Möglichkeit geboten wird, an Freizeitangeboten und AGs von Französisch über Englisch bis Musik teilzunehmen, was nicht immer alle Kinder aus allen Bevölkerungsschichten in der Form wahrnehmen können. Hinzu kommt eine qualifizierte Hausaufgabenbetreuung. Natürlich lernen wir da nichts auswendig oder üben Diktat. Das ist nicht leistbar in der Ganztagsbetreuung. Aber die Eltern können sicher sein, dass die Kinder in der Regel ihre Hausaufgaben haben, wenn sie abgeholt werden.
GA: Die Nachteile?
SCHMITZ: Ich könnte mir vorstellen, dass die OGS aus Elternsicht ein stückweit unflexibel ist. Man kann nicht kommen und gehen, wann man will. Ich sehe darin aber keinen Nachteil, weil es für eine Gruppendynamik und -arbeit wichtig und gut ist. Ein klarer Nachteil ist dagegen die sehr, sehr enge Finanzausstattung von Land und Kommunen. Natürlich setzt man den Schwerpunkt bei der OGS immer bei ausgebildeten Kräften und muss dafür bei den Kursen sparen. Das ist eine Schwierigkeit, mit der man arbeiten muss – trotz leichter Verbesserungen wie die Aktion „Kein Kind ohne Mahlzeit" oder der Erhöhung des Lehrereinsatzes am Nachmittag. Wir sind bei der Qualität noch lange nicht da, wo wir gerne wären.
GA: Wie wird die OGS-Betreuung in den Ferien ablaufen?
SCHMITZ: Wir werden jeweils eine Woche in den Oster- und Herbstferien und zwei Wochen in den Sommerferien kostenlos von 8 bis 16 Uhr betreuen. Das ist anhand des Kooperationsvertrages, den wir mit der Gemeinde Alfter geschlossen haben, so abgesprochen. Vorher wird es eine verbindliche Bedarfsabfrage bei den Eltern geben. Welche beiden Wochen das in den Sommerferien sind, klären wir über die Eltern ab. Die letztendliche Entscheidung trifft der OGS-Beirat beim ersten Elternabend, so dass die Eltern kurz nach Schuljahresbeginn die Betreuungszeiten kennen und sich darauf einstellen können.

ZUR PERSON
Christine Schmitz ist Diplom-Sozialpädagogin und hat an der FH Köln studiert.
Seit 2006 arbeitet die 27-Jährige aus Zülpich-Füssenich bei der Katholischen Fachstelle für Jugendpastoral und Jugendhilfe für das Stadtdekanat Bonn und die Kreisdekanate Rhein-Sieg, Euskirchen und Altenkirchen. Die Fachstelle ist dem Erzbistum Köln unterstellt und hat ihren Sitz in Bonn. Dort kümmert sich die Jugendreferentin um Jugendhilfe und Schule.
Als Projektverantwortliche betreut sie die Offene Ganztagsschule (OGS) an, der Gertrudisschule Euskirchen, an der Max-und-Moritz-Schule in Sankt Augustin-Menden und ab dem Schuljahr 2008/2009 auch an der Annaschule in Alfter.ks