Quarzwerke Witterschlick

Ein paar hohe Industrietürme, ein tiefer See mit Riesen-Bagger darin und drum herum die Kraterlandschaft mit Blick auf den Wald. Grundsätzlich ein eher ungewöhnlicher Ort fürs erste Kennenlernen. Aber in dem Fall durchaus passend. Schließlich hatten sich die Mitglieder des Alfterer Wirtschaftsförderungsausschusses und eine Handvoll interessierter Bürger auf den Weg gemacht, um mehr über die Pläne der Quarzwerke Witterschlick GmbH zu erfahren.
Für den neuen Eigentümer, der den insolventen Tagebaubetrieb – südwestlich von Bonn und zwischen den Ortschaften Buschhoven und Volmershoven gelegen – jetzt übernahm, stand Geschäftsführer Martin Ziegler den Kommunalpolitikern Rede und Antwort. Und die hielten sich nicht allzu lange mit Vorgeplänkel auf. Kurz und ungerührt nahmen sie zur Kenntnis, dass es bereits 2006 grünes Licht für die Norderweiterung des Tagebausees in Richtung Buschhoven von 26 auf 28,9 Hektar gegeben hatte. Damit verfügt das Unternehmen derzeit über Reserven von insgesamt einer Million Tonnen hochreinem weißen Quarzkies. Und nach Rechnungen der Quarzwerke, die pro Jahr 100 000 Tonnen des Bodenschatzes durch Nass-Abbau fördern wollen, reichen diese Vorräte noch zehn Jahre. Dafür hat der neue Eigentümer auch die Verpflichtung für so genannte Ausgleichsmaßnahmen übernommen. „Für einen Hektar in Anspruch genommene Fläche müssen wir etwa drei Hektar rekultivieren", erklärte Ziegler.
So weit, so gut. Was die Anwesenden jedoch mehr interessierte, war die umstrittene, vom Unternehmen geplante Süderweiterung um 20 Hektar entlang der Schmalen Allee. Laut Ziegler würde der See damit noch einmal um rund 14 Hektar wachsen, der Rest entfällt auf Böschungen und einen Sicherheitsring. Der Grund für die angepeilte Ausweitung des Tagebaus: Die von den Quarzwerken in Auftrag gegebenen Probebohrungen von Februar bis April 2008 haben im Süden „große Lager" von dem wertvollen Quarzkies erkundet. „Nach den gegenwärtigen geologischen Erkenntnissen können voraussichtlich bis zu 3,4 Millionen Tonnen" gefördert werden, heißt es in einem Arbeitspapier des Unternehmens. Aber falls es so kommt, dann eher später als früher. Denn die mit der Erweiterung verbundenen Sorgen reichen von der Verfremdung des Lebensraumes Wald über den Verlust von landwirtschaftlichen Flächen, bis hin zum Absinken des Grundwasserspiegels, wie der stellvertreten- de grüne Fraktionssprecher Wilhelm Windhuis bei der Besichtigung befürchtete. All das müsse noch durch Umwelt- und weitere -gutachten geprüft werden, versprach Ziegler, der bei dem Treffen „nur" auf verhalten-kritische Fragen antworten musste. Für den Quelltopf des Hardtbachs sieht der Bergbauingenieur jedoch wenig Zukunft. „Da er auf dem Gebiet der Quarzwerke liegt, würde er im Fall der Erweiterung wohl verschwinden", meint er.
Mit einem langen Abwägen der Interessen rechnet auch Bürgermeisterin Bärbel Steinkemper. „Nicht unerheblich ist, dass auf die Witterschlicker und Volmershovener eine noch höhere Lärm- und Verkehrsbelästigung zukäme", sagt die Verwaltungschefin. Auf der anderen Seite stünden mögliche neue Arbeitsplätze in der Gemeinde Alfter.
Viele sind an dem avisierten Erweiterungs-Prozedere beteiligt. Neben der Bezirksregierung Arnsberg als Genehmigungsbehörde auch die Umweltschutzverbände, die Forstämter, die Gemeinde Alfter und der Regionalrat. Mit einer endgültigen Entscheidung rechnet Martin Ziegler in vier bis fünf Jahren.