Es tut sich etwas in Alfters Süden. Zumindest soll es das, und zwar bald, wenn es nach der Verwaltung geht. Dort haben schon 2002 die Bemühungen um die neue Gestaltung des Witterschlicker Dorfplatzes begonnen. Und dann zog es sich ein wenig. Mal sollte ein Planungsbüro aus Duisdorf einen Entwurf liefern, später waren die Bürger – wie 2005 in Form eines Wettbewerbs – selbst am Zug.
Die Beteiligung hielt sich jedoch in Grenzen. Im Amtsblatt erschien nach dem Aufruf ein Vorschlag: der des Architekten Helmbrecht Boege. Zusätzlich meldete sich nur noch die Schulpflegschaft Witterschlick zu Wort. Auf Grundlage dieser beiden Entwürfe hat die Verwaltung ein Konzept entwickelt (siehe Skizze), das auch dem Rat und Planungsausschuss gefiel. Kostenpunkt der geplanten Dorfplatz-Umgestaltung: rund 185 000 Euro. Ein ans Land gerichteter Förderantrag wurde im vergangenen Jahr jedoch abgelehnt.
Jetzt unternahm die Verwaltung einen neuen Anlauf und beantragte bei der Bezirksregierung eine Unterstützung aus dem Fonds für das Integrierte Ländliche Entwicklungs-Konzept (ILEK). Nächste Hürde: Ursprünglich war ein Förderzeitraum von zwei Jahren avisiert. Aber jetzt dringt die Bezirks Bezirksregierung darauf, dass es schneller geht. „Da die Aufteilung der Fördersumme auf zwei Haushaltsjahre dort offenbar Probleme macht, müssen wir die ganze Umgestaltung noch 2008 erledigen", erklärt Bürgermeisterin Bärbel Steinkemper. Sie rechnet damit, dass die Bezirksregierung 40 Prozent der Gesamtsumme übernimmt.
Obwohl die offizielle Förderzusage noch aussteht, gibt sich die Verwaltungschefin optimistisch: „Wir gehen davon aus, dass wir bald grünes Licht bekommen, und noch vor dem Sommer mit der Ausschreibung und hoffentlich auch mit den Arbeiten beginnen können." Geplant ist unter anderem die Absenkung des Platzes um 60 Zentimeter, eine Boule-Bahn am Übergang zum Schulhof, ein Atrium, ein Außenschach-Feld, ein Wasserspiel und mehrere Bänke. Damit der Dorfplatz nichts von seiner Größe verliert, sollen die Parkplätze an der angrenzenden Quirinusstraße längs und nicht schräg angeordnet werden.
„Froh, dass sich endlich etwas bewegt", ist die Witterschlicker Ortsvorsteherin Sigrit Pippon. Viele Bürger haben sie bereits gefragt, wann es denn nun losgeht mit der seit langem diskutierten Begegnungsstätte, gelegen zwischen Schule und Kirche. „Die Resonanz im Dorf auf die Pläne ist zum größten Teil positiv, auch wenn einige bedauern, dass die großen Ahornbäume auf dem Platz gefällt werden müssen", sagt die CDU-Ratsfrau. Dies wird nötig, weil die mächtigen Wurzeln den Boden aufgebrochen und so für viele Stolperstellen gesorgt haben.
Bei all den Verzögerungen gibt es aber auch einen Stich in den Karten der Gemeinde. „Ein Glücksfall"• ist es sogar aus Sicht von Sigrit Pippon. Gemeint ist damit die Alte Schule Volmershoven. Für die Sanierung des Hauses, das einige Jahre lang als Asylbewerberheim genutzt wurde, sind im laufenden Alfterer Etat 50 000 Euro eingestellt. Diese könnten nun „umgeschichtet" werden, wie es in der Verwaltungssprache heißt, und in die Umgestaltung des Dorfplatzes fließen.
Der Grund: „Es gibt einen privaten Investor, der Interesse angemeldet hat, in die Renovierung des Gebäudes zu investieren", erklärte Bürgermeisterin Bärbel Steinkemper auf Anfrage. Dass es sich dabei um Karl-Ernst Schäfers, den Vorsitzenden des vor Kurzem gegründeten Alfterer Gewerbevereins handele, wollte Steinkemper indes noch nicht bestätigen.
Wie der Berater für Presse- und Öffentlichkeitsarbeit das Haus künftig nutzen möchte, hat er in einem Konzept zusammengefasst. Das soll im nichtöffentlichen Teil des Haupt- und Finanzausschusses beraten werden. „Die Idee ist, darin Büroraum für unsere PR-Agentur und verwandte Unternehmen zu schaffen", sagte Schäfers dem General-Anzeiger. Seine Ehefrau leitet als Eigentümerin die Agentur kes-pr, das Büro ist derzeit im Dachgeschoss des Volmershovener Wohnhauses des Paares untergebracht. „Wir haben lange nach passenden Räumen in Alfter und der Region gesucht. Die Schule wäre genau das Richtige", so der 49-Jährige. Sein Interesse gilt dem Parterre und der ersten Etage, das Untergeschoss soll für die Vereine reserviert bleiben.
Leserbrief: Plädoyer für die Bäume
von Daphne Gulland aus Witterschlick.
Ich bin dafür, wie viele andere in Witterschlick, dass die Ahornbäume auf dem Dorfplatz erhalten bleiben. Die Bäume gehören zur Witterschlicker Geschichte, spenden Schatten bei heißen Tagen und steuern zu einer guten Atmosphäre der Erde bei. Solche Bäume kann man in einer halben Stunde fällen, aber es benötigt mehr als 50 Jahre, bis neue Bäume herangewachsen sind. Für die Kinder in der Grundschule ist es ein sehr schlechtes Beispiel, wie nachlässig ältere Dorfbewohner mit der Umwelt umgehen. Ohne die Kinder zu fragen, werden einfach die Bäume aus dem Weg geräumt, wie alte Möbelstücke. Wenn die Bäume nicht mehr da wären, würde stattdessen eine langweilige Betonwüste entstehen.
Stellungnahme der SPD:
Wir hätten die Bäume auch gerne erhalten, außerdem sehen wir Probleme durch die Absenkung des ganzen Platzes für die Standfestigkeit der Kirche. Diese Kirche wurde ja auf mehreren Vorgängerkirchen und Kapellen aufgebaut. Der Platz besteht seit einigen Jahrhunderten, es wird sich zeigen, was beim Ausbaggern alles zutage kommt.