Derzeit ist das Bild nur in einem Werkhaus der Alanus Hochschule am Johannishof zu sehen, aber bald haben alle Alfterer etwas davon. Denn der Malereistudent im zweiten Jahr will mit seinen Arbeiten die Stützmauer am Bahnhof verschönern. Gelbe Männer, rote Frauen und blaue Kinder – lebensgroß und immer wieder neu gruppiert – sollen auf einer Länge von 900 Metern die Szenerie bestimmen. Wer mit dem Zug in Richtung Meckenheim oder Bonn daran vorbeirauscht, sieht dann ein Bild voller Bewegung, hastende Menschen.
Wenn alles so läuft wie geplant, sprich wenn Dozentin Ulrika Eller-Rüter die Entwürfe hundertprozentig gefallen, kann Tsan Yu-Hsieh kommende Woche mit seiner Arbeit beginnen. Er gehört zu den zehn Studenten der Alanus Hochschule, die sich in diesem Semester fürs Seminar „Wandmalerei XXL" entschieden haben, um mit großen Bildern Alfters Vorderansichten hübsch zu machen.
Initiiert hat das Projekt CDU-Fraktionschef Barthel Schölgens; die Gemeindeverwaltung zeigte sich schnell begeistert und schlug auch gleich ein paar eigene Fronten zur Verschönerung vor. Geld gibt die Kommune zwar nicht dazu, „aber unser Bauhof übernimmt die Grundreinigung der Flächen", verspricht Bürgermeisterin Bärbel Steinkemper. Denn: „Die Wandmalerei ist einfach eine gute Sache." Die Studenten fanden andere Sponsoren. Die Oedekovener Baustoffhandlung Faßbender Tenten stellte Farben und Pinsel für 1 000 Euro zur Verfügung.
Auch der Kulturkreis Alfter will etwas spenden , sagt die Malerei-Professorin Ulrika Eller-Rüter.
Die Fassade am Bahnhof ist nur eine von vielen im Ort, die die jungen Leute dekorieren wollen. Während Tsan Yu-Hsieh nun eine kurze Pause einlegt, geht neben ihm im Atelier ein Studenten-Trio in die Knie und schneidet mit Teppichmessern Figuren aus einem Stück Pappe heraus. „Die benutzen wir als Schablonen", erklärt Katrin Schumacher, eine der drei. Die 22-Jährige hat sich mit Yerin Jeon (23) und Young Jik Jung (29) die Stützmauer unterhalb der Anna-Schule am Herrenwingert vorgenommen. Mit Hilfe ihrer Vorlagen wollen sie Bilder von Kindern an die Front sprühen, Accessoires wie Regenschirme oder Seifenblasen werden gemalt. Auf ihren digital bearbeiteten Entwürfen lassen die Künstler die Mädchen und Jungen miteinander spielen, Bettdecken ausschütteln und auf den Zehenspitzen balancieren. Eine Besonderheit: Das bunte Werk macht nicht an der Mauerkante Halt, kleine Details ragen bis auf den Bürgersteig.
Auch wenn das Seminar selbst im Juni endet, soll das Projekt „Wandmalerei XXL" weiterlaufen. Neben den gemeindeeigenen Fassaden kümmern sich die Studenten schon jetzt um einige Außenwände von Privathäusern in Alfter. Und sie wünschen sich mehr davon.
Wer seine Mauer originell gestaltet haben möchte, muss die Materialkosten übernehmen – und vielleicht eine kleine Spende für die Künstler. Die jungen Leute werkeln gerade an einer Internetseite, um die Alfterer über ihr Angebot informieren zu können. Und wer schon früher einen Vorgeschmack von den kreativen Ideen haben möchte, der sollte ab der kommenden Woche in der Gemeinde die Augen offen halten.
Wer sich für die Fassaden-Gestaltung interessiert, meldet sich bei der Hochschule, Fachbereich Malerei, unter – 0 22 22 / 9 32 1147.